Goethe-Schiller-Zimmer

„… ich vermied Schillern, der, sich in Weimar aufhaltend, in meiner Nachbarschaft wohnte. Die Erscheinung des „Don Carlos“ war nicht geeignet mich ihm näher zu führen, alle Versuche von Personen, die ihm und mir gleich nahe standen, lehnte ich ab, und so lebten wir eine Zeitlang nebeneinander fort.“
[Goethe in „Glückliches Ereignis“, 1817]

Goethe und Schiller – Ein Verhältnis auf Distanz

Als am 14. Dezember 1779 Friedrich Schiller anlässlich der Stiftungsfeier der Stuttgarter Militärakademie mit drei Preisen ausgezeichnet wurde, wohnten auf Einladung des württembergischen Herzogs Carl Eugen auch der weimarische Herzog Carl August und Goethe der Zeremonie bei. Der Autor des „Werther“ und des „Götz“ zählte bereits zu jenen Dichtern, die von Schiller und dessen Freundeskreis verehrt wurden.

Erst neun Jahre später, am 7. September 1788, kam es im Haus der Familie Lengefeld zur ersten persönlichen Begegnung zwischen Goethe und Schiller. Obwohl das Treffen von Distanz geprägt war, mag dies der Beginn einer Annäherung gewesen sein, die schließlich in Jena im Jahre 1794 in eine andauernde freundschaftliche Beziehung mündete.

Beulwitzscher Salon

„Göthe ist jezt bei Ihnen. Ich bin ungeduldig, ihn zu sehen. Wenige Sterbliche haben mich noch so interessiert.“
[Schiller an den Weimarischen Landkammerrat Cornelius Johann Rudolph Ridel, Volkstedt, 7. Juli 1788]

Die erste Begegnung zwischen Schiller und Goethe in Rudolstadt

Im Mai 1788 traf Goethe nach seinem fast zwei Jahre währenden Aufenthalt in Italien wieder in Weimar ein. Schiller hoffte darauf, ihm zu begegnen. Goethe besuchte am
5. September 1788 Charlotte von Stein in Kochberg. Am 7. September fuhren Charlotte von Stein, ihr Sohn Fritz, ihre Schwägerin Sophie von Schardt, Caroline Herder und Goethe nach Rudolstadt, wo sie Schiller in dem Haus der Familie Lengefeld-Beulwitz trafen.

Beulwitz-Zimmer

„Schon sehr lange hatten wir dem Herrn Hofrath von Beulwitz versprochen, ihn zu besuchen … Erst führte er uns in sein Hauß, in ein Zimmer, wo die Frau von Lengefeld, seine Frau Gemahlin und die Fräulein von Lengefeld war. Die Frau von Beulwitz spielte etwas auf dem Klavier…“
[Tagebuch des Prinzen Ludwig Friedrich II. von Schwarzburg-Rudolstadt vom 29. April 1786]

Friedrich von Beulwitz und seine Gäste

Ein Kreis literarisch, politisch und philosophisch interessierter Adliger und Bürgerlicher bildete sich nach 1784 um den späteren Hof- und Legationsrat Friedrich von Beulwitz, der seit 1774 in schwarzburg-rudolstädtischen Diensten stand und ein einflussreiches Mitglied der Freimauerbewegung war.

Was sich Friedrich Schiller für seinen sommerlichen Aufenthalt in Rudolstadt 1788 erhoffte, ging schon bald nach seiner Ankunft in der kleinen Residenzstadt in Erfüllung. Herzlich wurde der junge Dichter in den Freundeskreis aufgenommen und erfreute durch Lesungen aus eigenen Werken.

Caroline-Zimmer

„… ich hätte eins der glücklichsten Wesen werden können, und wurde sehr unglücklich.“
[Tagebuch der Caroline von Wolzogen, 1831]

Caroline von Beulwitz – zwischen konventioneller Ehe und literarischen Ambitionen

Frühzeitig  beschäftigte sich Caroline mit Literatur. 1784 erschien ihr Reisebericht „Schreiben einer jungen Dame, auf ihrer Reise durch die Schweiz“ in der Zeitschrift „Pomona für Teutschlands Töchter“, die Sophie von La Roche 1783/84 im Selbstverlag herausgab.

Die intensiven Begegnungen mit Schiller im Sommer 1788 entfachten nicht nur Carolines Leidenschaft für den Dichter, sie waren zugleich Inspiration für schriftstellerische Arbeiten. Zwischen Oktober 1796 und Mai 1797 veröffentlichte Schiller in den „Horen“ Carolines Roman „Agnes von Lilien“. Der anonym erschienene Text war so erfolgreich, dass ihn Brüder Schlegel für eine Arbeit Goethes hielten. Carolines bekanntestes Werk wurde „Schillers Leben“ – die erste Biographie des Dichters. Sie erschien 1830 bei Cotta in Stuttgart und Tübingen.

Rudolstadt-Zimmer

„Ich lebe hier ziemlich zufrieden, genieße mich auch zuweilen selbst und habe oft süße Augenblicke durch Gesellschaft. Die Gegend ist überaus schön …“
[Schiller an Ludwig Ferdinand Huber, Volkstedt, 29. Juli 1788]

Schiller in Rudolstadt

Die als „Rudolstädter Sommer“ bezeichnete Zeit von April bis November 1788 war ein Wendepunkt in Schillers Leben. Sie gab ihm Zuversicht und bestärkte ihn in seiner dichterischen Kreativität. In der kleinen Residenzstadt lernte Schiller viele Menschen kennen, die für sein weiteres Leben wichtig wurden. Charlotte von Lengefeld und Caroline von Beulwitz fanden für ihn im Haus des Kantors Unbehaun im nahegelegenen Volkstedt eine Wohnung. Sie bot dem Dichter jene Ruhe und Geborgenheit, die er für seine Arbeit am „Geisterseher“ oder an der „Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung“ benötigte.

Charlotte-Zimmer

„Ein blühend Kind, von Grazien und Scherzen
Umhüpft – so, Lotte, spielt um dich die Welt,
Doch so, wie sie sich mahlt in Deinem Herzen,
In Deiner Seele schönen Spiegel fällt,
So ist sie doch nicht! …“

[Auszug aus dem Stammbucheintrag Schillers für Charlotte von Lengefeld, Weimar,
3. April 1788]

Charlotte Schiller – Reisesehnsucht und Wissensdurst

Im Jahr 1783 reiste Louise von Lengefeld mit ihren Töchtern Caroline und Charlotte sowie Friedrich von Beulwitz an den Genfer See. In der Schweiz konnten die jungen Damen ihre Kenntnisse der französischen Sprache vervollkommnen. Nach einjährigem Aufenthalt kehrte die kleine Gesellschaft, reich an neuen Eindrücken, die von den Schwestern literarisch verarbeitet wurden, wieder nach Thüringen zurück. Charlotte hatte eine große Vorliebe für das Reisen, sie übersetzte eine Kolumbus-Biografie aus dem Englischen, las gerne Reiseliteratur und exzerpierte wissensdurstig das Gelesene.

Briefe-Zimmer

„Ich fühle es nur zu sehr, wie glücklich es uns machen würde,
wenn Sie mit uns lebten …“
[Caroline von Beulwitz an Schiller, Rudolstadt, 29. April 1789]

Ménage à trois? Der Briefwechsel zwischen Charlotte von Lengefeld, Friedrich Schiller und Caroline von Beulwitz

Die Briefe, die sich Caroline, Charlotte und Schiller in den Jahren 1788/89 nahezu täglich schrieben, sind zum Teil erhalten geblieben. Sie sind ein besonderes Zeugnis der im späten 18. Jahrhundert gepflegten Briefkultur, die einen literarischen Anspruch erheben kann. Trotz Vernichtung einiger Briefe und nachträglicher Änderungen in einigen Textpassagen, die Caroline von Wolzogen nach dem Tod Friedrich Schillers (1805) und dem ihrer Schwester (1826) vornahm, zeichnen sie bis heute ein aufschlussreiches Bild jener Jahre.

Hochzeitszimmer

Auf dem Wege zum Traualtar

Die mit Goethes Unterstützung 1789 erfolgte Berufung Schillers zum Professor an die Jenaer Universität beförderte zwar dessen Reputation, führte aber nicht zu den erhofften Einkünften. Schiller, der seine Heiratspläne in die Tat umsetzen wollte, brauchte jedoch finanzielle Sicherheit. Trotzdem hielt Schiller am 18. Dezember 1789 bei Louise von Lengefeld um die Hand Charlottes an. Am 22. Februar 1790 fand die Trauung in der Kirche zu Wenigenjena statt, bei der Louise von Lengefeld und ihre Tochter Caroline von Beulwitz anwesend waren.

Auch nachdem das frisch verheiratete Paar seinen Wohnsitz nach Jena bzw. später nach Weimar verlegt hatte, blieb Schiller seiner Rudolstädter Familie eng verbunden. Bei einem seiner Besuche war er so schwer erkrankt, dass das Gerücht seines Todes die Runde machte.

Lengefeldscher Salon

„Ja ich will Ihnen das beste und liebste waß ich noch zu geben habe meine gute Lottchen geben.“
[Louise von Lengefeld an Friedrich Schiller]

Carl Christoph und Louise von Lengefeld

Die Familie von Lengefeld gehörte zum alteingesessenen Adel, der dem schwarzburg-rudolstädtischen Fürstenhaus durch mehrere Generationen verbunden war. Auch der 1715 geborene Carl Christoph von Lengefeld trat 1740 als Oberforstmeister in fürstliche Dienste. Die Erfolge seiner Arbeit waren so offensichtlich, dass ihn König Friedrich II. von Preußen an seinen Hof berufen wollte. Trotz eines überaus stattlichen Jahresgehaltes lehnte von Lengefeld ab. Seine Schriften zu einem wissenschaftlich betriebenen Forstwesen machten ihn in ganz Deutschland bekannt.

Am 3. Oktober 1761 heiratete er die achtzehnjährige Louise von Wurmb. Louise galt als charakterstarke und liebevolle Frau  und erhielt von Familie und Freunden den Kosenamen „chére mére“. Im Jahre 1789 nahm sie den Dienst als Hofmeisterin an, um die Erziehung der Prinzessinnen Wilhelmine und Christiane Louise von Schwarzburg-Rudolstadt zu übernehmen.

Schillergarten

Der Garten des Schillerhauses ist eine der schönsten Parkanlagen Rudolstadts. Hier blühen Blumen, die Friedrich Schiller in seiner Dichtung würdigte und wachsen Kräuter für die Küche des Hauses – auch lädt der Schatten der alten Walnussbäume zum Verweilen ein.
Im Schillergarten ist eine Bewirtung durch das Restaurant und Café „Schiller!“ möglich, das Sie bitte direkt unter 03672 486-475 kontaktieren.